28 Sep Gefühle im Job. Können wir uns das überhaupt leisten?
Die sachliche Businesswelt braucht keine Gefühle, behaupten viele.
Bei den Bewerbern für unsere Unternehmen fordern wir immer mehr soziale Kompetenz ein, gehen aber davon aus, dass die Geschäftswelt nichts mit Gefühlen zu tun hat.
Und sollte ein Mitarbeiter in einer Diskussion Emotionen zeigen, so gibt es umgehend den Ordnungsruf: „Lassen sie uns doch sachlich bleiben.“
Diesen Satz haben sicherlich schon einige von uns gehört und unter Umständen sogar selbst ausgesprochen.
Doch haben wir mit dieser Aufforderung recht? Ist sie immer richtig?
Das Ganze steht doch im Widerspruch zu den eingeforderten sozialen Kompetenzen.
Ohne Gefühle funktioniert unsere Welt nicht und auch nicht die Geschäftswelt.
Unsere ganze Wahrnehmung und erste Einschätzung von Situationen beruht auf Gefühlen und Emotionen, so auch im Geschäftsleben. Vieles davon erfolgt zumeist im Unterbewusstsein und wird durch unser Denken ignoriert oder bestätigt.
Die Wissenschafter haben sich immer wieder mit dem Zusammenhang von Gefühlen und Denken auseinandergesetzt. So können wir nicht denken es geht uns gut und uns dabei schlecht fühlen und umgekehrt.
Probier es doch einfach mal aus:
Senke den Kopf und sage Dir: „es geht mit gut.“
Es wird sich komisch anfühlen.
oder umgekehrt:
Richte Dich auf, setze ein Lächeln auf, und dann sage Dir: „,ich fühle mich saumiserabel.“
Auch das wird sich seltsam anfühlen.
Das bedeutet letztlich nichts anderes, als dass wir mit unserem Denken unsere Gefühle beeinflussen, aber ebenso umgekehrt, dass die Gefühle unser Denken beeinflussen. Wir können somit viel stärker Einfluss auf unser Befinden nehmen, als allgemein angenommen wird.
Wo nutzen uns unsere Gefühle im Geschäftsleben?
Es wird keiner bestreiten, dass ein Verkäufer, der sich in die potentiellen Käufer einfühlen kann, den größten Erfolg haben wird. Ein guter Verkäufer fühlt und erkennt somit was dem Kunden wichtig ist. Und ein Kunde, der sich gut behandelt fühlt, wird ein treuer Kunde werden.
Gefühle sind ein wichtiger Hinweis auf unsere Wünsche und Bedürfnisse. Wer diese erkennt kann sich besser hineinversetzen in den Anderen und damit Verhandlungen erfolgreich führen.
Und das lässt sich letztlich auch auf das Verhältnis von einer Führungskraft auf einen Mitarbeiter übertragen. Ein Mitarbeiter, der sich von seiner Führungskraft verstanden fühlt, wird ein treuer Mitarbeiter sein.
Und da wird es schon schwieriger, wenn es darum geht, dass Führungskräfte und Unternehmer sich mit der Gefühlswelt der Mitarbeiter auskennen sollten.
Die größte Schwierigkeit hier ist, dass sie meist über die Sachlichkeit verlernt haben ihre Gefühle wahrzunehmen und einordnen zu können. Diese emotionale Intelligenz wurde uns im Geschäftsleben hartnäckig abtrainiert.
Deshalb sind viele Unternehmen und Führungskräfte erstmal gefordert wieder die Gefühle für sich selbst zu entdecken. Oftmals fehlen ihnen dafür schon allein die Begriffe, geschweige denn der Wortschatz um dem Gefühl einen Namen zu geben oder es verständlich zu machen.
Im Zuge der Fortbildung als Wirtschaftscoach mit vielen Aspekten aus der Wirtschaftspsychologie waren wir Teilnehmer immer wieder gefordert unsere Gefühle, die wir bei Erzähltem verspüren zu beschreiben.
Und es war auffallend, dass wir alle, die in der Wirtschaftswelt in einer leitenden Funktion waren, damit unsere Probleme hatten.
Auch für mich war es am Anfang schwierig das Gefühlte zu erfassen und zu benennen. Hilfreich dabei war nicht zuletzt eine ganze Liste von Gefühlen, die ich mir dann organisiert habe.
Diese Liste von Gefühlen Angenehm und Unangenehm stelle ich Euch hiermit gerne zur Verfügung, damit jeder für sich selbst mal nachprüfen kann, welche Gefühle wir davon noch kennen, und vielleicht können sie das dazugehörige spezifische Gefühl auch in sich wahrnehmen.
Warum sind Gefühle so wichtig?
Wir sprechen oft von der Intuition oder einem Bauchgefühl. Solange wir diese Gefühle nicht einordnen können, bleiben sie schwammig. Und damit neigen wir in der Arbeitswelt gerne mal schnell dazu sie wegzuwischen und wieder sachlich zu werden.
Dabei haben diese Gefühle einen sehr hohen Informationswert für uns.
Wir verstecken uns gerne hinter Worten, doch die Stimmlage, eine bestimmte Körpersprache verraten oft viel mehr aus dem Hintergrund. Und besonders das Gefühl dass in uns auftaucht wenn wir eine Äußerung hören.
Immer wenn Du einem unklaren Gefühl begegnest dann frage Dich doch einfach mal was es ist. Oder versuche einfach Deine eigene Stimmungslage einmal genauer zu definieren, statt nur die Wörter „gut“ „schlecht“ „stressig“ dafür zu verwenden. Die Welt der Gefühle ist um ein vielfaches bunter und vielseitiger.
Wir senden laufend Gefühle aus und empfangen sie.
Wenn wir dies üben, dann können wir besser wahrnehmen welches Gefühl bei uns in einem Gespräch ankommt. Desto einfacher können wir wahrnehmen welche Emotion hinter dem Gesagten liegt. Erkennen wir diese Information sind wir der Wahrheit und dem Beweggrund dahinter um ein vielfaches näher, als wenn wir uns nur mit den Worten, die gesagt wurden beschäftigen.
Gefühle sind bei allen Verhandlungen oder bei Konfliktgesprächen sehr hilfreich. Denn wenn ich erkenne, was dem Anderen dabei wirklich wichtig ist oder was er wirklich möchte, habe ich bessere Chancen hier zu einer erfolgreichen Verhandlungsergebnis zu kommen oder eine Lösung für das Konfliktthema zu finden.
Wie ein guter Verkäufer eben, der herausfindet, was dem Kunden wirklich wichtig ist, und was für ihn eine Bedeutung hat. So kann ich als Unternehmer und Führungskraft die Kenntnis der Feinheiten der Gefühle auch im Umgang mit meinen Mitarbeitern einsetzen.
Lass Dich also ein auf die Gefühlswelt und erkenne den großen Schatz an Information, die sie Dir vermitteln.
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